Rund 15 bis 20 Prozent der Eltern beobachten bei ihrem Kind ein Wesensmerkmal, was die meisten anderen Kinder nicht zeigen: Ihr Kind zeigt ein besonders hohes Einfühlungsvermögen, einen großen Gerechtigkeitssinn, eine ausgeprägte Intuition, Kreativität und Fantasie. Vorkommnisse in ihrem Umfeld und Nachrichten beschäftigen das Kind viel länger und intensiver als andere Kinder.

Tanja Gellermann, Expertin zum Thema Hochsensibilität mit einer Psychotherapie-Praxis in Münster, erläuterte in zwei interessanten Vorträgen zunächst pädagogischen Fachkräften an der Dechant-Wessing-Schule und danach interessierten Eltern in Hoetmar die Hintergründe von Hochsensibilität und zeigte Handlungsoptionen auf.

Hochsensible Kinder können, wenn sie sich sicher und geborgen fühlen, sehr empathisch, offen, kraftvoll und sozial kompetent sein. Aber es gibt auch die andere Seite: Hochsensible Kinder reagieren in der Regel viel heftiger auf äußere Faktoren wie laute Geräusche, starke Gerüche oder ein Übermaß an Sinneseindrücken wie es in großen Gruppen oder bei großen Veranstaltungen vorkommt.  Diese Faktoren können innerhalb kürzester Zeit zu einer Überreizung ihres hochsensiblen Nervensystems führen und starke, scheinbar unvorhersehbare Gefühlsausbrüche mit sich bringen, die Eltern und Erziehende immer wieder vor Herausforderungen stellen. In den Vorträgen gelang es Tanja Gellermann, den Zuhörenden Informationen an die Hand zu geben, diesen Kindern den Alltag erleichtern und sie wirkungsvoll zu unterstützen.

Beispielsweise mit Hilfe von Ruheinseln, die räumlich oder zeitlich in den Alltag eingebaut werden, können hochsensible Kinder sich vor einer Überreizung ihrer Sinneswahrnehmungen schützen. Hochsensible Kinder nehmen weit mehr Eindrücke auf als viele andere Kinder und benötigen Ruhe und Zeit, um diese Eindrücke zu verarbeiten und wieder offen für neue Eindrücke werden zu können. Wichtig sei es zudem, ihre Wahrnehmungen nicht infrage zu stellen und Grenzen wertschätzend zu respektieren. Eine liebevolle, zugewandte Kommunikation ist dabei genauso wichtig wie das Schaffen einer Alltagsroutine, die diese Kinder nicht überfordern und ihnen Sicherheit und Struktur bieten. Mit den richtigen Rahmenbedingungen können Hochsensible dieses besondere Wesensmerkmal als Geschenk sehen. Dann können sie ihre intensive Wahrnehmungsfähigkeit für sich und andere gewinnbringend nutzen.